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Das System InfoShaper ist in den Jahren seit seiner Entstehung sehr umfangreich geworden und es entstehen laufend neue Inhalte, Ansätze und Methoden. Hier sollen die Säulen, also die Grundsätze, erläutert werden, die seit Anbeginn das Fundament des InfoShapers bilden und in alle Überlegungen des Teams einfließen.
Conference Coaching
Team Teaching ist schon lange ein gängiges Konzept und wird in vielen Bereichen umgesetzt. Der InfoShaper hat dieses Konzept erweitert und die neue Methode "Conference Coaching" betitelt. Der Name hat zwei Wurzeln, nämlich zum einen die Abkehr vom Lehren (Teaching) hin zum Trainieren (Coaching), und zum anderen die Doppelconférence, wie sie aus dem Theater bekannt ist. Karl Farkas hat sie einmal komödiantisch so definiert: Eine Doppelconférence ist eine Conférence, die von zwei Künstlern gehalten werden muss, weil einer allein sich nicht traut, die Verantwortung zu übernehmen.
Nun ist es nicht so, dass einer alleine sich nicht traut, die Verantwortung zu tragen, sondern eher so, dass einer allein nicht immer in der Lage ist, dies zu tun und notgedrungen bei einigen SchülerInnen immer scheitern muss und wird. Der Name wurde außerdem gewählt, weil er aus dem Theater kommt und daher einen wichtigen Punkt mit einbezieht: die Vorführung. Jeder Lehrende bereitet seine Stunden vor, teils äußerst penibel, kann aber eines nie tun: Aus der eigenen Rolle heraustreten. Man kann alleine auch nur eine Person sein und folglich nur eine Perspektive glaubwürdig vertreten.
Die Doppelconférence ist in ihrem Aufbau so angelegt, dass sich zwei Gegensätze - auch diametral - gegenüber stehen. Im Original sind es ein Gescheiter und ein Dummer - dieses Konzept musste natürlich abgeändert werden. Vielmehr geht es darum, gemeinsam den Unterricht zu gestalten, zusammen vorzutragen, zusammen die Gruppe zu leiten, zusammen zu bewerten. Man spielt sich gegenseitig die Bälle zu und darf auch einmal kurz nachlassen, tief durchatmen oder langsam bis zehn zählen - der Partner gleicht dies ohne Probleme aus.
Dies bietet vier immense Vorteile im Unterrichtsalltag.
Der Erste ist recht naheliegend. Wenn man mehrere Lehrpersonen in der Klasse hat, kann man die Gruppe entsprechend aufteilen. Während der eine noch einmal das Kapitel erklärt, weil ein Teil der Klasse es noch nicht verstanden hat, kann der andere schon mit der Übung, praktischen Umsetzung, der Gruppenarbeit etc. beginnen.
Nummer zwei schlägt in die gleiche Kerbe, nämlich wenn es um Verständnisprobleme geht. Verschiedene Menschen haben verschiedene Lösungsansätze und können diese auch an die Klasse vermitteln. So haben die Jugendlichen immer mehrere Ansprechpartner und die Chance steigt, eine Lösung zu finden.
Der dritte Punkt: Die verschiedenen Ansprechpartner helfen auch bei der Kontrolle und Anregung von Gruppenprozessen und persönlichen Problemen. Zum einen kann man eine SchülerIn schnell und unkompliziert kurz aus der Gruppe nehmen, um ein persönliches Problem zu lösen, zum anderen bietet sich für die Jugendlichen die Möglichkeit des Austausches mit verschiedenen Personen. Dieser Vorteil gilt übrigens auch für die Lehrenden, da sie in problematischen Situationen mit jemanden beraten können, der tatsächlich im gleichen Raum war und daher vermutlich sinnvolle Ratschläge geben kann.
Kommen wir zum vierten Punkt, der in der heutigen Zeit immer wichtiger wird: Soziale Kompetenz. Unter den "Soft Skills" ist zwischenmenschliches Verhalten eines der wichtigsten Faktoren in der Entwicklung junger Erwachsenen. Wenn man zu zweit in der Klasse steht, hat man die Möglichkeit, richtiges Verhalten direkt vorzuleben, sei es im höflichen und kollegialen Umgang, sei es in der Abwicklung von Meinungsverschiedenheiten, die ohne Streit und Aggression beigelegt werden können. Solche Prozesse können auch ganz bewusst herbeigeführt werden, indem man ein Streitgespräch simuliert, diametrale Positionen einnimmt, die Jugendlichen zur Stellungnahme zu motiviert und dadurch das Selbstdenken stimuliert. Getreu dem Motto der Doppelconférence braucht die Umsetzung nicht nur Planung, sondern vor allem gegenseitiges Vertrauen zwischen den Lehrpartner. Die letzten Jahre der praktischen Erprobung haben uns allerdings gezeigt, dass die Erfolge für sich sprechen und jeden Aufwand wert sind.
Foto links oben: stux (pixabay.com)